Fachgespräch beim Verkehrsbildungszentrum „Move“ in Unna – Thema: LKW Unfälle

Um besser verstehen zu können, was sich bei einem LKW Unfall auf den Autobahnen konkret im Fahrzeug und beim Fahrer abspielt, habe ich mich heute mit weiteren Fachpersonen aus der Unnaer SPD Ratsfraktion zu einem Fachgespräch vor Ort in Unna im „Move“ Verkehrsbildungszentrum getroffen.

Neben vielen problematischen technischen Sachverhalten rund um das Thema LKW, wurden auch erschreckende Rahmenbedingungen der LKW Fahrer benannt. Hierzu zählen grundsätzlich schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen der Fahrer in ihren LKW, chronischer Zeitdruck, oftmals schlechte Ausbildung und z.T. katastrophale Löhne von bspw. 1.50 EUR pro Stunde in Osteuropa. Die Einführung eines Europäischen Mindestlohns würde an dieser Stelle mit Sicherheit für die betroffenen Fahrer, die in meinen Augen bis aufs Letzte ausgebeutet werden, eine spürbare Verbesserung schaffen.

Anlass des Gesprächs war nicht zuletzt, der tägliche „Wahnsinn“ um das Thema Unfälle auf unseren Autobahnen im Kreis Unna. Hier war es mir wichtig zu erfahren, welche Maßnahmen aus Sicht der Ausbilder von LKW Fahrern nötig sind, um hieran etwas zum besseren zu verändern.

Ein wesentlicher Punkt zu dieser Frage ist die gesetzlich verpflichtende Einführung von Assistenzsystemen, wie etwa dem Notbremssassistenten und dem Abbiegeassistenten. Beide Systeme retten Leben, hiervon konnten wir uns bei einer persönlichen Testfahrt überzeugen! Hier fordere ich ganz deutlich, die verpflichtende Nachrüstung dieser Systeme muss durch den zuständigen Bundesminister gesetzlich verpflichtend eingeführt werden. Und zwar so schnell wie möglich. Es kann nicht sein, dass die Interessen der Automobilindustrie an der Stelle dazu führen, dass eine kostengünstige einheitliche Produktionslösung abgewartet wird, während täglich Menschen auf den Straßen dadurch verunfallen und körperliche Schäden hinnehmen müssen.

Ein wichtiger Hinweis auf unsere Europäschen Nachbarn verdeutlicht zudem eins, im Hinblick auf Kontrollen und Bußgelder. In Deutschland ist es schlicht zu „billig“ erwischt zu werden! Während man in Deutschland für kleinere Vergehen mit 60,- EUR und keinem Punkt bestraft wird, kosten die gleichen Vergehen in Frankreich, Belgien oder Italien bis zu 1.500 EUR und das Fahrzeug wird unmittelbar an Ort und Stelle der Kontrolle stillgelegt. Es darf also keine wirtschaftliche Entscheidung einer Kosten-Nutzen Analyse sein, welche der Fahrers oder Unternehmer trifft, ob man sich rechtswidrig verhält oder nicht. Es muss immer klar sein, Fehlverhalten darf sich nicht lohnen und darf nicht belohnt werden.

Am Ende sind es also konkret drei Punkte, mit denen man die Unfallhäufigkeit signifikant  reduzieren kann:

1.  Reduzierung der Geschwindigkeit und Ausweitung der Kontrollen von Abstand und Tempo und zwar Konsequent und Dauerhaft. Vergleichszahlen in Europa zeigen, deutlich weniger Unfälle und Verstöße, da die Konsequenz bei einer Kontrolle drakonisch bestraft zu werden es den Handelnden schlicht nicht wert ist.

2. Assistenzsysteme gesetzlich Verpflichtend bei neuen Fahrzeugen und nachrüsten bei Bestandsfahrzeugen. Gleichzeitig technisch die Möglichkeit verhindern, diese manuell abschalten zu können. Die Assistenzsystem greifen immer dann ein, wenn der Fahrer es warum auch immer nicht tut, dies rettet Leben.

3. Konsequente Kontrolle der Spediteure um Verstößen gegen die arbeitsrechtlichen Ansprüche der Mitarbeiter zu verhindern. Arbeitszeit, Arbeitsschutz, Aus- und Weiterbildung gesetzlich verankern ff um die Rechte der Fahrer zu stärken und sie besser zu qualifizieren.

Für mich war es ein beeindruckender Termin mit den Fachleuten der Move Fahrlehrer Fachschule, für die Einblicke vielen herzlichen Dank. Am Thema bleibe ich natürlich dran!